Waldbau – beobachten, experimentieren, lenken

Anzeichnung

Die Anzeichnung ist, zusammen mit der Nutzung, das einzige Mittel die Waldstruktur aktiv zu lenken! Passiv spielen oft auch Kalamitäten eine wichtige Rolle!
Die Anzeichnung erfolgt in allen Durchmesserklassen, „vom dicken UND vom schlechten Ende her“. Der Fokus liegt auf jedem Einzelbaum. Dieser wird grundsätzlich erst geerntet, wenn sein wirtschaftlicher Wert nicht mehr zunimmt, oder wenn er von seiner waldbaulichen oder ökologischen Funktion her entbehrlich ist.

Im Gleichgewichtszustand sind Grundfläche und Vorrat tiefer als in einem erntereifen Bestand des Altersklassenwaldes. Das ergibt drei wichtige Rahmenbedingungen, welche bei der Anzeichnung immer präsent sein müssen:

  1. Die kurze Wiederkehrdauer erleichtert die waldbauliche Entscheidung am Einzelbaum. Im Zweifelsfall ist ein Baum noch einen Turnus stehen zu lassen.
  2. Die dauerwaldtypischen Waldstrukturen sind Voraussetzung zur Erreichung der langfristigen Ziele. Sie sind aber kein Anzeichnungskriterium. Die Struktur ergibt sich von selbst, sie kann nicht konstruiert werden.
  3. Die Lenkung des Nachwuchses geschieht im Halbschatten; es ist immer abzuschätzen, ob der zunehmende Schatten bis zum nächsten Eingriff toleriert werden kann. Mehr Licht kann immer gegeben werden, mehr Schatten nicht.

Entwicklung des wirtschaftlichen Wertes des Einzelbaumes

Vom Altersklassenwald zum Dauerwald

Sobald in einem Wald auf flächige Hiebe verzichtet wird, ist es ein Dauerwald. Die waldbauliche Behandlung im Dauerwald hängt aber selbstverständlich vom Zustand des Ausgangsbestandes ab und variiert stark je nach Entwicklungsstufe, Baumarten, Holzqualität und Struktur.
In einschichtigen, gleichförmigen Baumholz-Beständen beispielweise ist die Grundfläche im Vergleich zur Zielgrundfläche oft zu hoch. Beim Vorratsabbau ist der Zusammenhang zwischen Stabilität, Eingriffsstärke und Eingriffsturnus zu beachten. Die Frage dazu lautet:
Reicht die Stabilität des Bestandes, um die Zuwachsabschöpfung UND den Vorratsabbau im Eingriffsturnus, der für den Gesamtwald definiert wurde, mit einer vernünftigen Eingriffsstärke zu erreichen?

Zusammenhang Stabilität, Eingriffsstärke und Eingriffsturnus